Seil auf, Spannen, fertig, pull!
Das war das erste Mal, dass ich beim Tauziehen war und das erste Mal, dass ich auf einem Sportevent fotographisch unterwegs war. Eine neue Disziplin sozusagen. Mit neuen Herausforderungen die zu meistern waren, aber auch einer guten Gelegenheit Menschen zu fotografieren, was ansonsten nicht immer so problemlos möglich ist. Zumindest, wenn man nicht mit dem Smartphone, sondern mit einem 200-er Tele herumläuft.
Seil auf, spannen, fertig, pull! Vier Kommandos, die durch Handzeichen des Schiedsrichters gegeben werden, dann wird gezogen mit allem was der Körper hergibt. Das ist echter Sport: Kraft, Technik, Taktik - alles dabei. Das durfte ich am letzten Juli Wochenende in Schönau im Schwarzwald erleben, denn dort fanden aus gutem Grund die Deutschen Meisterschaften des Deutschen Rasenkraftsport- und Tauziehverbandes statt.
Teilnehmer dieses Seilziehwettkampfes waren nämlich auch die äußerst erfolgreichen Tauziehfreunde Böllen aus der gleichnamigen Nachbargemeinde. Und das ist erstaunlich, ist sie doch mit knapp 100 Einwohnern die kleinste Gemeinde Baden-Württembergs.
An diesem Wettkampftag fanden die Meisterschaften der 700 kg-Klasse statt. Das bedeutete, dass die jeweils 8 Teilnehmer einer Mannschaft gemeinsam nicht mehr auf die Waage bringen durften.
Es wirkt schon anarchisch, wenn die Sportler ihre großen, fast schon an Skischuhe erinnerte, Stiefel mit Gebrüll in den Boden rammen, um den bestmöglichen Halt für den Start zu erhalten. Und dieser Eindruck ist auch nicht falsch, ist dieser Seilziehwettkampf doch aus antiken Zeremonien und Kulthandlungen entstanden.
Ist das Startsignal gegeben, gilt es die gegnerische Mannschaft mit dem ca. 35 mm dicken Wettkampfseil aus Naturfasern (Abakafaser, Hanf oder Sisal) 4 m weit über die Markierung zu ziehen. Und das gelingt nur als gut koordiniertes Team, die sprichwörtlich alle gemeinsam (und gleichzeitig) an einem Strang ziehen. Dabei entstehen Zugkräfte von über einer Tonne. Unterstützt werden sie dabei durch das Publikum und vor allem durch den Trainer*in.
Wichtig dabei:
niemals aufgeben:
7 Teams traten bei diesem Wettkampf an und diese mussten ihre Kraft gut einteilen. Denn wer siegen wollte, musste das Seil 16-mal mit seinen eingeharzten (Baumharz) Händen aufnehmen. Die Tauziehfreunde aus Böllen erreichten diesmal einen hervorragenden dritten Platz. Unangefochtene Sieger und damit Deutsche Meister wurde die Mannschaft aus Zell im Allgäu.
Bis bald und bleiben Sie neugierig,
Wolfgang Lechler
Wer etwas mehr über die Regelkunde wissen möchte: