Winterunikate - Kunstwerke der Natur
21,9 Millionen Euro kostete das Bild „Love is in the Bin“ (ehemals „Girl with balloon“) im Oktober 2021 des britischen Künstlers Banksy. Das Kunstwerk schredderte sich bekanntlich direkt nach der ersten Verkaufsauktion im Jahre 2018 durch ein im Rahmen angebrachtes Gerät zur Hälfte selbst. Spektakulär und aufsehenerregend. In der Natur ist dieses Konzept nichts neues und schon gar nicht ungewöhnlich, sondern die Normalität.
Unser Verständnis von einem Kunstwerk geht davon aus, dass es einem menschlichen Geist entsprungen ist, es sich um einen kreativen Akt des Schaffens handelt. Aktuell steht dieser Ansatz wieder verstärkt in der Diskussion.
Sicher hat schon jeder einen Wortvorschlag seines Handys beim Verfassen einer Nachricht oder den Thesaurus in einem Textprogramm genutzt, doch wohl eher selten hatte man hierbei die Absicht Kunst zu machen. Bei der Anwendung von KI-Text, -Musik oder -Bild Generatoren ist dies jedoch immer mehr der Fall. Ist das dabei Entstehende dann noch Kunst? Wieviel KI ist erlaubt?
Wenn wir Objekten dieser Art (Wortwitz) das Prädikat „Kunst“ zugestehen, müssen wir dann nicht auch anderen, nicht menschlich beteiligten Formen der Entstehung als Kunst anerkennen?
Als ich nach dem Fotografieren an einem kalten Wintermorgen meine Aufnahmen am Rechner betrachtete, haben mich diese Gedanken beschäftigt. Denn das was ich sah, war abstrakte Malerei, waren Skulpturen des Wassers aus hexagonal gefrorenen Eiskristallen. Alles Unikate ohne Beständigkeit. Kunstwerke der Natur.
Bis bald und bleiben Sie neugierig,
Wolfgang Lechler